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Endlich 9 Jahre alt!

El Calafate

geschrieben von Timo

 

Nach unserer Wanderung auf dem W Track in Torres del Paine sind wir zurück nach Argentinien gefahren auf dem Pfad, den die meisten Patagonien Reisenden einschlagen. So viele Möglichkeiten in der Form von Straßen gibt es auch nicht. Diesmal ging es schneller an der Grenze auch da alle mitkommen durften, jedoch waren es im Endeffekt bestimmt auch wieder 1,5 Stunden die wir mit Formalitäten verbracht haben. Nach 6 Stunden kamen wir in El Calafate an- der Stadt, die nach einem Strauch mit einer Beere benannt ist. Zu Deutsch trägt er den weniger attraktiven Namen "Sauerdorn".  

 

 

Diesmal gönnten wir uns anlässlich Franzis Geburtstags ein Doppelzimmer in einer eher hotelähnlichen Unterkunft Namens Schilling. Von den vielen Brettspielen machten wir zwar keinen Gebrauch aber wir nutzen den netten Garten, das Frühstück mit einigen Essensvariationen, den Wäscheservice um alle unsere Klamotten mal wieder zu reinigen und das möblierte Zimmer um uns erstmals seit der Kreuzfahrt mal wieder etwas einzurichten. Nach der Fahrt war das Energielevel eher gering und so düpelte der Sonntagnachmittag so dahin aber nicht ohne dass ich noch ein paar Vorbereitungen für Franzis großen Tag am Dienstag getroffen hätte. 

 

Am Montag hatten wir schönes Wetter bei starkem Wind. Wir bummelten etwas durch die Stadt und enrschieden uns statt Fahrräder zu leihen, eine Lagune neben dem Largo Argentino, an dem El Calafate liegt und welcher der größte Argentinische See ist, der nicht in seiner Fläche variert (Quelle Wikipedia), zu besuchen. Für 15€ Eintritt haben wir einen Flyer bekommen mit Infos über die Pflanzen und Tiere (vor allem Vögel), den Franzi fleißig studierte und wieder viel knipste. Ich trotte meistens extrem müde hinterher, fand es aber auch nett und stark windig. Als Wind und Sonne zuviel waren, flüchtete Franzi auf dem 3 km Weg schnell in einen Unterstand und beobachtete von dort eine Ente mit blauem Schnabel sowie Flamingos. Auch Greifvögel sowie viele kleine Vögel gab es zu entdecken. Nach dem Besuch kauften wir noch schnell ein und Franzi konnte auf einem schwachen Gasherd mehr schlecht als recht gebackenes Schweinefleisch mit gedünstetem Brokkoli und Pilzen zubereiten. Das bisschen verwendete Mehl wollte sich bei der geringen Temperatur nicht so gut wie zuhause mit dem Fleisch verbinden und klebte in Batzen um die Stücke herum. Das restliche Mehl überließen wir später dem Hostel. Schmecken tat das Gericht trotzdem ganz gut. Während Franzi kochte, war ich auf geheimer Mission und holte die Torte bei der Confiteria ab, bei der ich sie am Vortag bestellt hatte. Sie sah super aus, auch wenn sie viel zu reichhaltig war für 2 Personen für ein paar Tage. Auch wenn Franzi Teile davon beim Geburtstagsfrühstück verteilte, schafften wir dennoch nicht alles und nahmen später den Rest mit auf die Weiterreise. Die beschriftete Schokoschicht (außer den Deutschen Text, den die Kuchenbäckerinnen sehr spannend fanden) und die Schokoerdbeeren obendrauf sowie die Spekulatiuswand außenrum, hatte ich ursprünglich garnicht bestellt.  

 

Am nächsten Morgen war es dann soweit. Die Geburtstagsgirlande wurde aufgehangen, der Kuchen aus dem Kühlschrank geholt und ich betrat das Schlafzimmer und sang für Franzi Happy Birthday. Nachdem ich in der Vergangenheit mal fälschlicherweise auf Deutsch gesungen hatte, geschah diesmal ein anderer Fopas. Ich machte das Deckenlicht trotz Kerzenscheins an. Das macht natürlich die Stimmung kaputt, hätte ich drauf kommen können. Allerdings dachte ich, dass Franzi ein Foto schießen will, was dann auch später der Fall war, und ohne das Deckenlicht wäre es zu dunkel für das Foto gewesen. Die Freude war dennoch sehr groß, speziell auch über die drei Kerzen auf der Torte. Neben der 2 und der 9, die geschickt 29 Einzelkerzen ersetzten, welche inzwischen schwer sind alle gleichzeitig leuchten zu lassen, so dass sie ausgepustet werden können, hatte ich noch eine Lebenskerze auf der Torte platziert, auf der Elsa und Anna aus der Eiskönigin abgebildet waren und "Feliz cumpleaños" geschrieben stand und zu der passend "Lass jetzt los" eingespielt wurde. Franzi meinte berechtigterweise, dass wohl normalerweise so eine Torte an Menschen geht, bei denen nicht noch die zwei vor der neun auf der Torte brennt. Nach einem Telefonat mit der Familie in Deutschland und dem Frühstück, bei dem Franzi Kuchenstücke an die anderen Hotelgäste verteilte, warteten wir nervös auf den Fahrer der Tour die wir gebucht hatten. Das Warten wurde uns etwas erleichtert dadurch dass auch andere auf die Fahrer warteten, die sie für einen Tagesausflug mitnehmen sollten. Das Ziel wird für die meisten das selbe sein. Der Gletscher Perito Moreno im Nationalpark Los Glaciares, also "die Gletscher". Die Engländer mit denen wir uns unterhielten, wollten heute auf dem Gletscher wandern. Wir haben eine Kajaktour am Gletscher gebucht, der in einen See kalbt. Während der Fahrt von El Calafate zum Gletscher unterhielten wir uns nett mit einem anderen Englischen Päarchen bzw. vor allem mit Ben aus London, die ebenfalls für das Kajaken eingesammelt wurden. Spannende Themen waren der Brexit, der Falklandkrieg und die nächste Wahl in Großbritannien. Unterwegs sahen wir vereinzelte Kondore, die wir schon kannten. Nachdem wir erste Blicke vom riesigen, blau- weißen Gletscher erhascht hatten, zogen wir uns ein mehrschichtiges Outfit an bevor wir in die Kajaks stiegen. Am Strand an dem wir einstiegen, waren schon einige größere Eisberge zu sehen von denen auch einer recht spektakulär zusammenbrach. Sie hatten zwar nicht Antarktisgröße, waren aber trotzdem schön und spektakulär. Der Auftakt auf der Laguna de los Témpanos (Lagune der Eisberge) war ruppig, denn es war windig und ich auf meiner Position vorne im Doppelkajak erlebte mehrere Wellen, die auf meinen Spritzschutz schwappten. Wir fuhren in Richtung des Gletschers, aber dann warteten wir iegendwie nur noch und es passierte nicht mehr viel, außer dass Fotos von uns geschossen wurden. Uns wurde erklärt, dass wir 600m Abstand vom Gletscher halten müssen, was sicherlich Sinn ergibt bei den Eismassen, die regelmäßig in den See stürzen. Wir erzählten unserem Guide von einem Brasilianer, der angeblich kürzlich in der Nähe von Ushuaia von Eis in einer Eishöhle unter einem Gletscher begraben wurde, um unser Verständnis für die Mindestdistanz zu erklären und er bestätigte die Geschichte und lachte den Brasilianer dafür aus, dass er so dumm war in die Höhle zu gehen. Spätestens zu dem Zeitpunkt war uns der Guide sehr unsympathisch. Als wir genug auf dem Wasser gedümpelt waren und die Zeit offenbar um war, paddelten wir auf einem ruhigeren See zurück zum Strand. Interessanterweise wurden wir immer wieder nach rechts getrieben, entweder wegen des starken Windes oder wegen einer Strömung. Das Eis von den Eisbergen durften wir auch nicht anfassen, allerdings berührte ich am Ende noch ein Stück Eis, das eine Größe hatte, die ich mit beiden Armen hätte hochheben können, allerdings merkte ich, dass ich das Gewicht niemals stemmen könnte. Nach einem Gruppenfoto zum Abschied, durften wir noch zwei Stunden mit der Mehrzahl der anderen Touristen auf den Holzpfaden vor dem Perito Moreno Gletscher entlanglaufen ehe es wieder zurück nach El Calafate gehen sollte. Tatsächlich war diese Erfahrung viel spannender als das kostspielige Kajakfahren, da man viel näher an den Gletscher herankommt. Die Pfade sind auf der Magellanhalbinsel, die dem Gletscher genau gegenübersteht.  Der Gletscher Perito Moreno wurde in unserem Reiseführer beschrieben als eine Sehenswürdigkeit, die "geboren wurde eine Touristenattraktion zu sein". Und das können wir bestätigen. Der Gletscher drückt sich immer wieder and die Magellanhalbinsel heran, die nur durch einen kleinen Kanal der mit eigener Strömung zwei Seen verbindet, getrennt wird von dem Gletscher. Regelmäßig, gerade an heißen Tagen wie wir einen erwischten, brechen große Eisstücke aus dem Gletscher ab und stürzen bis zu 40 Meter in das Kanalwasser, was dann wiederum für große Wellen sorgt. Die Eisreste werden dann nach Norden in die Laguna de los Témpanos hinausgeströmt. Die zwei Stunden, dir wir Zeit hatten bis uns der Guide wieder nach El Calafate fuhr und wir unser nettes Gespräch mit Ben fortsetzten, wollten wir eigentlich möglichst viele der Holzstegpfade entlanglaufen, um den Gletscher aus den unterschiedlichsten Perspektiven zu sehen und zu fotografieren. Allerdings war man stets so gebannt, ob man nicht das nächste, herabstürzende Rieseneisstück verpasst, dass man sich oft im positiven Sinne garnicht getraut hat weiterzugehen, da man so aufgeregt war dass es gerade passieren könnte, wenn ein Baum die Sicht verdeckt. Im Endeffekt haben wir ein paar spektakuläre Momente festhalten können, wie ihr den Bildern und dem Video unten entnehmen könnt. Neben der Bewegung des Gletschers sind auch die Farben spektakulär. Der Kontrast des blau- weißen Gletschers zur grünen Vegetation oder die Farbunterschiede zwischen dem Canal de los Témpanos, der hellblau strahlte, und dem Fluss der den Kanal von Süden speist, der ganz dunkelgrün war.  Zusätzlich kreisen ab und an Condore über dem eigenen Kopf in luftiger Höhe. 

 

Der Geburtstag wurde am Abend nach ausführlichem Frischmachen im Hotelzimmer abgerundet mit einem Telefonat mit den Geschwistern in Deutschland sowie einem Besuch in einem schicken Restaurant namens Pura Vida in El Calafate, in dem es sehr besondere, argentinische Gerichte zum Essen gab. Mein Kürbiseintopf wurde in dem aufgeschnittenen Kürbis geliefert und Franzis Eintopf kam in einer Keramikschüssel, die mit frischem Brotteig überbacken worden war. Nach den ausführlichen Gerichten war leider kein Platz mehr für den Brownie mit heißer Beerensauce, der im Reiseführer empfohlen war. Allerdings wäre es dann vielleicht auch etwas viel Schokokuchen an diesem Tag geworden.

 

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