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Die Küsscheninsel

Ko Lipe

geschrieben von Timo

Anleger nach Ko Lipe. Im HIntergrund sind die Longtailboote, die uns von der Fähre zum Anleger brachten.
Anleger nach Ko Lipe. Im HIntergrund sind die Longtailboote, die uns von der Fähre zum Anleger brachten.

Unser erster Halt in Thailand ist die winzige, aber mit Touristen voll gefüllte Insel Ko Lipe. Glücklicherweise erhielten wir die erhofften 30 Tage Aufenthalt für das Land, in dem wir endgültig kein Wort mehr verstehen würden- weder schriftlich noch mündlich. Der Name des Blogartikels leitet sich daher ab, dass wir schon lange geplant hatten von Malaysia nach Thailand per Boot zu reisen und Ko Lipe für dieses Unterfangen prädestiniert ist. Auf Grund der Ähnlichkeit des Namens der Insel zu einem menschlichen Körperteil, nutzte Franzi den Ausdruck "nach Ko Lipe fahren" häufig, wenn sie ein Küsschen bekommen wollte. Nun sind wir aber tatsächlich mit einer Fähre auf die vollgebaute Trauminsel übergesetzt und betraten sie stilvoll an einem Strand mit wunderbarem, weißen Sand und kristallklarem Wasser. Durch die vielen Touristen in Badehose und Bikini hindurch ging es in einen Pavillon, in dem wir zunächst unsere Reisepässe zurück erhielten und danach einen roten Stempel in diese hinein bekamen. Unser Gepäck wurde währenddessen kurz hinter dem Wasser auf dem samtenen Sand abgelegt, von wo ein netter Mitarbeiter des Hotels, das wir per WhatsApp kontaktiert hatten, es einsammelte und auf seinen offenen Wagen neben seinem Moped legte. Andere Backpacker schnauften ob der Hitze auf dem kurzen Marsch zu ihrer Unterkunft während wir lässig vorbei fuhren. Der sehr nette Sun begrüßte uns auf Englisch und zeigte uns unser tolles Zimmer mit Balkon und riesigem Doppelbett. Es kostete uns zwar über 40€ die Nacht, aber dafür hatten wir ein sauberes, großes, klimatisiertes Hotelzimmer in bester Lage und sogar ein Frühstück inkl., dass uns sonst wohl nochmal mindestens 10€ auf der Insel gekostet hätte. 

Nette Begrüßung durch diese Handtuchmenschen in unserem schicken Hotelzimmer
Nette Begrüßung durch diese Handtuchmenschen in unserem schicken Hotelzimmer
Besonderer Snack im Supermarkt unter dem Hotel. Außer des Geschmacks hat Nuwafer vermutlich nichts mit Nutella gemein ;)
Besonderer Snack im Supermarkt unter dem Hotel. Außer des Geschmacks hat Nuwafer vermutlich nichts mit Nutella gemein ;)

Nach einem Mittagssnack organisierten wir uns in der "Walking Street" eine SIM Karte, einen Tauchgang, ein Mittagessen und einen Waschgang für von Langkawi komplett durchgeschwitzte T-Shirts. Ich war recht erschöpft und diagnostizierte mir selber einen Kulturschock, auch wenn ich vermutlich keinen hatte, sondern nur überfordert war mit der Temperatur und der vielen, positiven Urlaubsgäste um mich herum und den Aufgaben die anstanden. Abends konnte ich mich auf unserem Balkon entspannen, auf dem ich heimlich über der Walking Street thronte und das rege Geschehen der Touristen auf der Straße beobachten konnte, die auf Abendessen, Flanieren und Cocktails aus waren. Dies sollte eine meiner Lieblingsbeschäftigungen werden, da es viel zu entdecken gab und man auch immer wieder Leute sah, die man schon getroffen hatte. Nicht nur vom Balkon aus konnte man dem nachgehen, sondern auch wunderbar am erhöhten Tisch in der vorderen Reihe unseres Hotelrestaurants, das nicht besonders beliebt war, aber eine super Lage zum Beobachten des Treibens hatte.

Morgens gab es hier das Frühstück, das auf westliche Touristen ausgelegt war und abends ein riesiges Menü mit Gerichten, die alle mit Bildern und in drei Sprachen (Englisch, Thai und Mandarin) präsentiert wurden. In der riesigen einlaminierten Mappe wurden viele Gerichte auf einer ganzen Seite präsentiert und hinten, wenn man dachte dass man fast alles gesehen hat, nochmal über hundert andere Gerichte auf einigen Seiten mit jeweils über zwanzig Gerichten pro Seite. Die Bedienungen blieben trotz der gigantischen Auswahl partout neben einem stehen und warteten bis man sich entschieden hat. Franzis Highlight war ein ganzer Fisch, der in Zitronen- Butter Sauce gebraten wurde und den sie ganz aufaß, nachdem die Unmengen an Knoblauch wieder entfernt worden waren. Zucker und Knoblauch waren gefährliche Zutaten, bei denen man besser vorab sagte, wenn man sie nicht haben wollte. Den einzigen leichten Kulturschock hatten wir vielleicht ausgerechnet im Laden für westliche Touristen. Als wir im 7/11 an der Kasse eine SIM Karte kaufen wollten, wurden wir nur breit angegrinst und erwartungsvoll beobachtet von einer jungen Frau mit stark bearbeitetem Gesicht. Statt uns zu erklären, wie die unterschiedlichen Kartenmodelle funktionieren, wurde von uns erwartet eins auszusuchen und zu kaufen. Am Ende kauften wir die SIM an einem anderen Ort. Schön zu sehen war, dass es im Vergleich zu Malaysia einige, zumeist männliche, Paradiesvögel gab. Ob der etwas ältere, extrem schwul wirkende Tauchkursverkäufer mit ausgedünntem, blond gefärbten Haar, modelartigem Gang und extrem exotischen Hemden, dem buddhistischem Mönch, dem Barkellner mit verfilztem Haar bis zum Boden, das er meist als eine Art Bienenstock trug oder dem Restaurantkellner, der seine Gäste und Nicht- Gäste auf der Straße mit "Wällkamm, Wällkamm" grüßte, während er einen Haarreif und eine selbst ironische Schürze mit Bikinikörper trug.  

Unsere Tauchgänge am Folgetag waren sehr gut und brachten viel Spaß. Franzi brachte es viel Spaß nach über einem Monat mal wieder zu tauchen, und mir brachte des Spaß mal wieder ein paar Leute kennen zu lernen, was auf einem Tauchboot wegen des gemeinsamen Hobbys sehr gut klappt. Beide fanden wir den zweiten Tauchgang toll mit farbenfrohen Weichkorallen, die wie ein botanischer Garten um einige große Steine herum unter Wasser lebten und von vielen bunten Fischen besucht wurden. Auch hier lag abgesehen von der Farben- und Formenpracht das Interesse auf den kleinen Details und nicht auf den großen Tieren wie auf Galápagos. Kleine spannende Meeresbewohner wurden von unserem Guide während der zwei Tauchgänge präsentiert. Glücklicherweise hatten wir 15 Liter Tanks statt den üblichen 12 Liter Tanks erhalten, so dass ich erwartungsgemäß etwas länger durchhielt als zuvor, wenn ich nach jeweils etwa 45 Minuten auch doch wieder derjenige war, der das Ende des Tauchgangs hervorrief. Aber immerhin war ein anderer Deutscher mit ähnlicher Taucherfahrung und Körperbau wie ich ähnlich schnell fertig mit seiner Luft. Ich mache mir dazu immer viele Gedanken, auch wenn alle in der Gruppe ganz entspannt waren bei dem Thema, dass ich nicht die Tauchgänge der anderen vorzeitig beenden möchte. Wenn man darüber nachdenkt, setzt man sich zwar nur unter Druck und verbraucht ggf. noch mehr, aber trotzdem ist das Thema viel in meinem Kopf. Was super geklappt hat, war unser Buddy Check vor dem Tauchen, also ob beim jeweils anderen alles ok ist. Uns würde großzügig Zeit eingeräumt uns darum zu kümmern, was wir konzentriert machten, da wir es neulich erst im Advanced Kurs auf Pulau Weh gelernt hatten. Neu war für uns der "Giant Step", um vom großen, zweigeschossigen Tauchboot ins Wasser zu gelangen. Beim Smalltalk mit anderen Tauchern, stellte ich dann fest, dass auch ein benachbartes Pärchen aus Hamburg Uhlenhorst mit bei uns auf dem Boot war.  

Voller Selbstvertrauen nach dem erfolgreichen Tauch Tag genoss ich die nächsten 24 Stunden Strand- und Insel Leben auf Ko Lipe, während dem wir immer wieder unsere Tauchpartner vom Boot wieder trafen. Wir schnorchelten immer mal wieder, lagen am Strand in der Sonne und kühlten uns wieder im schönen Nass ab. Franzi schaffte es außerdem trotz krasser IT- Probleme mehrere individuell gestaltete Postkarten zu Ostern abzuschicken. Die Ergebnisse sind immer sehr schön, aber die sehr schlechte App und der extrem schlechte Kundenservice machen den Erstellungsprozess zu einer Qual, auch wenn man selber gar nicht daran mitarbeitet, sondern nur die Problem Beschreibungen von Franzi erfährt.  

Uns gefiel die Insel und unser Aufenthalt so gut, dass wir noch eine Nacht länger blieben als gedacht. Neben zwei Strandtagen nutzten wir unsere Zeit auch dafür einen Tag die Insel mit einem geliehenen Kajak zu umrunden. Es war ein Genuss ohne Druck eines Guides und ohne großen Zeitstress an den Orten der Insel anzuhalten, die wir spannend fanden. Den ersten Halt an einem Strand voller Bungalows machten wir, da ich trotz Hut beim Paddeln schnell überhitzt war. Wir hatten unsere Schnorchel Sachen mit und entdeckten einen Fischschwarm mit kleinen Fischen unter Wasser. Nachdem wir die lange Seite der Insel fast passiert hatten, hielten wir fast am "wilden Kap", an dem es keine Bebauung gibt, sondern hinter einer Steinküste direkt ein kleiner Dschungel beginnt. Vielleicht rechtfertigt das die Nationalparks Gebühr von 5€, die man bei Ankunft zahlen musste, da der Ferienort ansonsten alles andere als ein Nationalpark zu sein scheint und man für den Tauchausflug nochmal eine Meeresparkgebühr anfiel weswegen der Nutzen des Nationalparktickets wohl auf Bereiche der Insel beschränkt sein musste. In der Nähe des Kaps ließen wir das Kajak in einer kleinen, steinigen Bucht und schnorchelten, wo sonst niemand schnorchelte oder auch nur schwamm. Diese Entlegenheit gefiel uns sehr gut, zumal es unter Wasser viele, bunte Fische gab. Der dritte Stopp am "Secret Beach" war dann schon wieder voller geteilter Freude mit anderen Kajakfahrern und Wanderern, die hier ebenfalls rasteten und schnorchelten. Hier gab es einige spannende Korallen zu sehen, aber eine schwimmende Qualle und nässelnde Haut ließ uns schnell zurück zum Strand umkehren.

Nach einem Sonnenbad ging es entfernt von der Küste, an der wie aus Langkawi angekommen waren und sonst am Strand lagen auf dem nun etwas schaukeligen Wasser an einem Marineschiff vorbei auf die Ziel Gerade der Umrundung, wo wir erst eine kleine Insel ohne Strand umrundeten und dann auf klarem, flachen Wasser über Korallenriffen zu einer anderen kleinen Insel mit Strand fuhren. Bei diesem letzten Schnorchel Stopp in teilweise sehr flachem Wasser sahen wir nochmal viele Fische und Seeigel in einer Landschaft mit schönen Sandtälern und großen Hartkorallen mit viel leben. Unglaublich viele Papageienfische knabberten hier an den Korallen, was man gut hören konnte. Nach dem Schnorcheln hatten wir gerade noch genug Zeit, um den kleinen Steinhügel der Insel zu erklimmen, was in Flip Flops anspruchsvoll war. Dafür wurden wir mit einer tiefstehenden Sonne belohnt mit Blick auf den Strand von Ko Lipe und die Berge vom benachbarten Ko Adang. Auf dem Abstieg, bei dem wir uns etwas beeilen mussten, da die Abgabezeit unseres Bootes näher rückte, bissen uns noch einige rote Ameisen, aber zum Glück blieb kein nachhaltiger Schmerz. Sehr erschöpft genossen wir nach einem sportlichen, abenteuerlichen Tag ein großes, vegetarisches Abendessen im exzellenten Restaurant Benny's on the Beach mit Abenddämmerungsstimmung und zahlreichen attackierenden Mücken am Strand. 

In Erinnerung bleiben werden uns auch zwei spezielle Verkäufer der Insel. Eine alte Frau, die am gut besuchten Strand mit Sonnenuntergangsblick immer "hoo, hoo" rief nachdem sie den Preis von zehn Baht für ein unbekanntes Nahrungsmittel rief und die mit einer Pappfigur in der Walking Street gewürdigt wird, die in einer Sprechblase ihren wohl bekannten Ausruf preis gibt. Auch der Verkäufer eines Standes direkt unter unserem Balkon vermittelte jeden Tag stundenlang seinen vermutlich legendären bis nervtötenden Ausruf "Coconut Doughnut Ten Baht, Ten Baht", mit dem er seine frittierten und runden Kokosnussraspeln verkaufen wollte, die in der Tat sehr lecker schmeckten. 

 

Ko Lipe ist trotz seiner hohen Preise und krassen Überfüllung an Touristen ein toller Urlaubsort in einem natürlichen Paradies und wir waren etwas sentimental es zu verlassen. Es war vermutlich etwas weniger heiß als zuvor auf Pulau Langkawi und vielleicht hilft auch die geringe Größe der Insel, dass es etwas erfrischenderes Klima herrscht. An einem Morgen wollten wir den Sonnenaufgang am Strand anschauen, der in Thailand leider wieder bereits um 06:30 Uhr ist. Als wir aufstanden regnete es heftig und blitzte außerdem, so dass wir lieber das Spektakel im Dunkeln von unserem Bett aus genossen. Beim Frühstück stürzte dann ein Schwall Wasser aus einer Plane am Dach direkt auf die Walking Street und eine Passantin musste selber feststellen, dass sie so viel Glück hatte nicht schon einen Schritt weiter gegangen zu sein. Beim Regenschauer floss das Wasser durch die Straßen. Das begrenzte Visum für Thailand sowie die hohen Preise waren gute Argumente nach fünf Nächten weiter zu ziehen. Und so ging es in gerade einmal zwei Stunden mit einem Schnellboot über hundert Kilometer nach Norden auf die wesentlich größere Insel Ko Lanta, auf der sich die Touristen wesentlich mehr verteilen und daher auch die Preise wesentlich geringer sind. 

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