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Manta, Manta

Ko Lanta

geschrieben von Timo

Vier Nächte haben wir auf Koh Lanta verbracht und irgendwie war alles etwas anstrengend. Das lag natürlich nicht zuletzt am heißen Wetter und der knallenden Sonne, die uns auch hier erwartete. Auch wir gingen uns einige Zeit auf die Nerven nur bei unserem eintägigen Tauchgang lief alles sehr erfreulich, auch wenn es ein aufregender und anstrengender Tag war. Ansonsten schafften wir es noch einmal an den Strand in der Nähe unserer Unterkunft, der aber auch über zehn Minuten zu Fuß entfernt war und mehr oder weniger von einem Familienhotel beansprucht wurde. Außerdem machten wir einen Ausflug mit dem Tuk Tuk über die große Insel bis zur sogenannten Altstadt, die früher ein beliebter Hafen auf den Seerouten in dieser Gegend gewesen sein soll.  

Im Gegensatz zu unserem vorherigen Stopp auf Ko Lipe handelt es sich bei Ko Lanta nicht um eine dauerhaft über Wasser stehende, größere Sandbank mit ein paar Pflanzen und Hotels, sondern um eine große Insel mit Bergen, Strand und viel Fläche, die sich nach Festland anfühlt. Die über hundert Kilometer zwischen beiden Orten legten wir mit einem effektiven und teuren Schnellboot in weniger als zwei Stunden zurück. Nach einem Transfer, der inklusive war, erreichten wir unseren hübschen und modernen Bungalow, der voller Mücken war. Da es so viele waren, dass reines Erschlagen keine Lösung für die Nacht war, ließen wir uns vom Besitzer Mückenspray, das eigentlich für die Haut war, geben und sprühten es durch den Raum. Er beschuldigte die vorherigen Gäste in seinem sehr beschränkten Englisch die ganze Zeit die Tür offen gelassen zu haben, weswegen die Mücken reingekommen waren. Tatsächlich beobachteten wir wie seine Putzfrau ein paar Tage später die Tür und das Fenster beim Reinigen über drei Stunden lang offen ließ. Die verquere Wahrnehmung des alten Mannes bestätigte sich dadurch, dass er vermutlich aus Scham stets keine weitere Mücke mehr im Zimmer fand, während wir fleißig am Erschlagen und Sprühen waren. Auch erzählte er uns, dass es in ganz Thailand Mücken gab. Unseren Hinweis dass dann Moskitonetze oder zumindest geschlossene Türen schlau seien, kommentierte er aber nur durch eine Wiederholung seiner Aussage. Immerhin war die Aktion nicht so fruchtlos wie das anstrengende Gespräch und wir wurden tatsächlich nachts nicht gestochen. Tagsüber vor der Tür musste man sich hingegen einsprühen, wenn es nicht überall jucken sollte. 

Schöner Bungalow mit anfänglich zu vielen Bewohnern
Schöner Bungalow mit anfänglich zu vielen Bewohnern

Während wir am ersten Abend vielleicht erstmals überhaupt auf der Reise alleine in getrennten Restaurants aßen, genossen wir am zweiten Abend zusammen einen tollen Sonnenuntergang mit einem roten Ball, der rasch im Meer versank. Danach aßen wir auch noch in dem Strandresort, das zunächst nobler daher kam, als es tatsächlich war, und an dessen Strand wir uns gelegt hatten, auch wenn es wohl tatsächlich ein öffentlicher Strand war. 

Kautschukplantage im höher gelegenen Teil der Insel
Kautschukplantage im höher gelegenen Teil der Insel

ach einigem Stress am Morgen schafften wir es nachmittags mit dem Tuk Tuk bzw. dem uns mittlerweile bekannten Gefährt eines Motorrads mit überdachtem Beiwagen eine Tour mit Fahrerin über den zentralen Bergkamm der Insel auf die andere Seite zur Küste zu machen. Während wir gemütlich durch die Kautschuk- und Palmölplantagen fuhren, düsten um uns herum die vielen weißen Touristen auf ihren Mopeds und Motorrädern herum genauso wie die Einheimischen. Beide Gruppen fuhren teilweise mit Helm, teilweise mit Flip- Flops und natürlich ohne Schutzkleidung, wobei die Touristen mehr Haut zeigten. Wir haben uns bisher gegen das Leihen von motorisierten Zweirädern entschieden, da wir keine Lizenz dafür haben, auch wenn es hier wohl keinen interessiert. Ich habe auch schon zu viel Schlechtes gehört, als dass ich Lust hätte das ungeschützte Fahren auf Motorrädern auszuprobieren, auch wenn ich auf Sumatra bereits eine längere Strecke ohne Helm und Schutzkleidung hinten drauf mit unserem Guide mitgefahren bin. 

In Old Town war es viel zu heiß wirklich groß herum zu laufen. Alleine der weite Weg den Pier hinunter zum Pavillon war schon so unangenehm, dass man fast geschmolzen unter dem Dach des Anlegers ankam. Dort konnte man das schöne, blaue Wasser anschauen sowie die Inseln und sogar das Festland konnte man sehen. Andere Backpacker fuhren hier mit einem Longtailboot zu einer der abgelegenen Inseln vor Ko Lanta. Die Boote auf dem Türkis-Blau gaben ein tolles Bild ab. Im Hafen lag ein Wrack im Wasser. Zunächst spazierten wir die untouristische Seite entlang zu einem netten Strand. Später liefen wir die touristische Straße entlang, in der Franzi ein neues Top fand, da ihr altes langsam zu viele Löcher hat. Außerdem entdeckten wir ein nettes Restaurant, das auf Holzplanken über dem Wasser gebaut war und das in einem schönen, weißen Pier aus Holz endete, der sich gut zum Fotografieren eignete. Wir teilten uns einen ganzen Fisch in einer leckeren Currysauce.

Zurück auf der Westseite schauten wir erneut der Sonne beim Untergehen zu in dem Strandresort, in dem wir keine Gäste waren. Später trafen wir noch einen Deutschen, der es in Thailand so handhabt, dass der tagsüber mit seinem Buch in Resorts an den Pool geht und dort liest, bei denen es keine Security gibt. Er mietet sich nämlich in einem günstigen Bungalow in der Nähe ein und nutzt dann den kostenlosen Komfort ohne dafür zu zahlen. Mir wäre das einerseits zu unangenehm das zu machen, andererseits schadet es auch keinem, wenn es im Resort zu dem Zeitpunkt nicht voll ist. 

Unser Katamaran, auf dem wir den Tag verbrachten
Unser Katamaran, auf dem wir den Tag verbrachten

Am nächsten Morgen ging es früh los zu einem umfangreichen Tauchausflug an die bekanntesten Spots, die man von Ko Lanta aus erreichen kann. Es ging allerdings nicht so früh los wie wir es dem Tauchunternehmen, das laut Rezensionen eher in die Kategorie Fabrik als individueller Service fällt, vorgeschlagen hatten, da wir genug Zeit haben wollten unser Equipment zu testen vor der Abfahrt des Bootes. Uns wurde aber abschließend zugesichert, dass es in zwanzig Jahren noch nie ein Problem mit dem Verfahren gab. Wir waren aber schon überrascht als wir direkt vom Pick-Up auf das Boot geschickt wurden, ohne dass wir das Equipment an Land testeten. Zwar hatten wir unsere Größenangaben bei WhatsApp gesendet und es stand eine Kiste mit dem Equipment an Bord parat, aber dennoch hätten wir es gerne einmal probiert bevor das Boot mit über zwanzig Leuten ablegte kurz nachdem wir fast als letzte das Boot betreten hatten. Als Franzi unserem Italienischen Guide signalisierte, dass ihre Flossen leider zu groß sind und abfallen würden, machte dieser nur eine abweisende Armbewegung, die anzeigte, dass es jetzt natürlich zu spät sei noch etwas zu ändern. Stattdessen wurden wir zum "extrem wichtigen" Briefing geschickt, bevor wir alles fertig getestet hatten. Letztendlich drehte das Schiff tatsächlich wieder um und holte Franzi passende Flossen. Ob das der erste Fauxpas in über zwanzig Jahren war? Wir waren auf Probleme vorbereitet, hatten aber dennoch eine gewisse Anspannung entwickelt, die es galt auf der über zweistündigen Fahrt auf dem Katamaran langsam wieder abzubauen ehe wir die Dive Site erreichten. Das klappte ganz gut, da wir uns nett mit dem frisch pensionierten Kai und seiner Frau unterhielten. Kai kommt ursprünglich aus Kiel und lebt nun mit seiner Schweizer Frau in der Schweiz. Sie ist gebürtige Thai und war als sehr gute Übersetzerin in jungen Jahren nach Europa gekommen. Die beiden tauchen seit zehn Jahren und haben so schon über 700 Tauchgänge absolviert. Sie waren froh, dass die Französische Gruppe, die ein paar Tage zuvor auf dem Boot war, nicht mehr dabei war, da diese sich ständig über die Entscheidungen der Entscheider hinweg gesetzt hatten, was wohl für die Außenstehenden sehr unangenehm war. Kai hatte sich mit seiner ganzen Erfahrung und seinem sehr hellen Hauttyp direkt die wenigen Schattenplätze auf dem Boot gesichert und wir profitierten davon, dass wir uns neben ihn gesetzt hatten. Beim Briefing mit unserem Guide war dieser dann schon viel freundlicher und begeisterter. Man merkte, dass ihn die Unterwasserwelt fasziniert während alles was über Wasser stattfand und mit seiner Arbeit zu tun hatte eher belastend war und an den Kunden herausgelassen wurde. Kai wunderte sich, dass wir so eine anspruchsvolle Dive Site mit Strömung gewählt hatten, da wir ja noch nicht so viel Erfahrung haben, aber erstens war an diesem Tag ungewöhnlicherweise kaum Strömung und zweitens hatten wir ja schon unseren allerersten Tauchgang bei einer wesentlich anspruchsvolleren Dive Site absolviert. Ich krachte zwar etwas ungeschickt direkt nach dem Abstieg ins erstbeste Riff, aber nachdem der Guide meine Weste etwas aufpustete und mir nach dem Tauchgang Gewicht abnahm, klappte es den ganzen Tag über ganz gut mit der Tarierung. Kurz nach Beginn des Tauchgangs schwamm die Schottin, die auch in unserer Gruppe war lässig auf dem Rücken durch das Wasser und erst kurz danach stellte ich fest warum sie das tat. Eine elegantes Riesenlebewesen schwebte über uns entlang und wirkte wie das Batmobil, das durch das Wasser gleitet. Ab und an schlug es lässig mit den Flügeln. Auch der Guide klopfte nun aufgeregt mit dem Metallstab gegen seinen Tank. Es war unser erster Mantarochen und er war super beeindruckend. Er hat riesige Klauen am Mund und wirkt wie ein gigantisches Trapez mit Flügeln, das durch das Wasser fliegt. Große Fische saßen auf seinem Rücken, da der Tauchplatz Hin Muang, an dem wir waren, für die Rochen als Reinigungsstation von Parasiten dient. Die Fische putzen die größeren Fische hier. Spätestens jetzt war uns klar wie lächerlich die Aussage einer Tourverkäuferin einer Schnorchel Tour auf Galápagos war, die einen Adlerrochen, der vielleicht einen halben Meter groß wird, als einen Mantarochen  verkaufen wollte, der in diesem Fall bestimmt fünf Meter groß war. Neben den Hammerhaien und Haien in Galápagos ist das sicherlich das beeindruckendste Tier, das wir bisher unter Wasser gesehen haben zumindest in Bezug auf die Größe. 

Franzi fotografiert, wie der Guide (links) mich nach der Fotojagd auf den Manta wieder fand.
Franzi fotografiert, wie der Guide (links) mich nach der Fotojagd auf den Manta wieder fand.

Beim Safety Stop, als ich schon weniger Luft im Tank hatte als ich haben sollte, wenn ich beim Safety Stop bin, kam der Manta dann wieder vorbei. Der Guide handelte entgegen seiner Ansage beim Briefing und schwamm dem Manta hinterher. Dementsprechend taten Franzi und die Schottin das auch. Ich blieb jedoch und tauchte langsam an der Boje auf, an der wir den Stopp gemacht hatten, da meine Luft knapp war und ich nichts riskieren wollte. Die anderen machten tolle Aufnahmen vom Manta, aber wussten natürlich nicht mehr wo ich war. Da ich aber selbstständig zum Boot neben der Boje zurückschwamm, konnten sie mich relativ leicht finden. Eigentlich sollen die Partner unter Wasser immer auf sich aufpassen und wissen wo der andere ist. In diesem Fall befolgte Franzi den Ansatz nicht und auch der Guide, auch wenn er so tat, wusste nicht wo ich bin und schwamm dem Manta sogar hinterher, was er zuvor ausgeschlossen hatte, aber auf Grund der Nähe zum Boot und der Boje blieb es ohne schwerwiegende Konsequenzen.

Bevor wir auf den zweiten Tauchgang bei der winzigen Steininsel Hin Daeng ein paar Meter weiter gingen, gab es einen weiteren Konflikt mit unserem Guide. Er fragte provokant, ob wir denn nicht mehr tauchen wollen, nachdem er uns fertig zum Tauchen suchend auf dem Boot noch im Pläuschen und komplett unvorbereitet vorfand. Kai antwortete ihm, dass ja erst etwa vierzig Minuten Oberflächenintervall von den sechzig Minuten, die man nach einem Tauchgang an der Oberfläche sein soll, um seien und wir beide sicherlich nicht zwanzig Minuten zum Vorbereiten bräuchten. Das fand der Italiener wiederum provokant auch weil der Kapitän des Bootes wohl sehr wenig darauf achtet und stattdessen sehr fordernd ist schnell zu springen. Schließlich warteten wir tatsächlich die letzten zwei Minuten schon im Wasser schwimmend bis Franzis Tauchcomputer auch eine volle Stunde anzeigte und wir abtauchten, während uns der Guide vermutlich verfluchte. Unter Wasser tauchten wir dann mehrfach unter steinernen Torbögen hindurch, was ich sehr herausfordernd, ein wenig beängstigend  und spannend fand, aber ich am Ende mit der ein oder anderen Schürfung meiner Haut schaffte und mich dann sehr glücklich machte.

Wir sahen auch viele Fledermausfische, die in Schwärmen schwimmen. Ich finde sie sehen aus wie die hübschen Falterfische (wie Khan in Findet Nemo), nur wir ein Bild am PC groß gezogen auch wenn es zu wenig Pixel gibt. Die Farben wirken blasser und sie wirken insgesamt etwas matt. Trotzdem sind ihre Gelb-, Schwarz- und Weißtöne sehr schön und sie sind beeindruckend, wenn sie mit ihrer Größe sogar als Gruppe nah an einem vorbei schwimmen.

 Auch einen Riesendrückerfisch sahen wir und Franzi filmte ihn aus der Nähe wie er an einem Stein oder einer Koralle knabberte. Erst später lernten wir, dass dieser riesige, bunte Rifffisch seine scharfen Zähne auf gerne mal gegen Taucher anwendet und man zur Seite aus seinem Sichtfeld verschwinden muss, damit er einem nicht immer weiter hinterher schwimmt und einem ernsthafte Verletzungen zufügt. Tatsächlich hatte ein anderer Taucher später auf Ko Tao sogar ein Messer wegen dieses Fisches dabei. Auf unserem Video wirkt er wie ein großer, knuddeliger, bunter Fisch.

Auch zwei große Barrakudas sahen wir noch auf den Tauchgängen sowie einen Schwarm vermutlich junger Barrakudas. Die langen Raubfische waren uns bisher noch nicht so oft aufgefallen.

Zum Abschluss in Hin Daeng schwamm vermutlich der selbe Mantarochen von Hin Muang wieder vorbei und drehte eine beeindruckende 90° Kurve vor uns ehe er verschwand und wir auftauchten.

Über zwei Stunden später erreichten wir noch Ko Haa (Fünf Inseln) und tauchten dort ein letztes Mal an diesem Tag. Neben den erwähnten Highlights sahen wir bei allen Tauchgängen viele Weich- und Hartkorallen und Rifffische. In einer Höhle im Dunklen schwamm ein Schwarm kleiner Fische, deren Gräten man sehen konnte. Mit der Taschenlampe konnte man im wahrsten Sinne des Wortes durch den Schwarm hindurch gucken.

Da der eine Motor ausgefallen war, kamen wir später als erwartet aber pünktlich zum Sonnenuntergang wieder am Pier Ko Lantas an. Interessanterweise mussten wir nun den Tag erst bezahlen. Wir verabschiedeten uns versöhnlich vom Guide und hatten wirklich insgesamt einen schönen Tag erlebt mit vielen Highlights, viel Tauchen und wir hatten uns auch untereinander wieder besser verstanden. Vermutlich auf, da wir es auf diesem Boot mussten. 

Immerhin einer der Motoren ging noch
Immerhin einer der Motoren ging noch

Ko Lanta war für uns eher eine Zwischenstation und wird nicht als Highlight in Erinnerung bleiben. Der Ausflug zum Mantarochen weit entfernt von der großen Insel im Meer wird uns aber noch lange im Gedächtnis bleiben. Dennoch war es gut weiter zu ziehen. Es ging nun erstmals auf das Thailändische Festland. 

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