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Bombenregenzeit

Xam Neua

geschrieben von Timo

Die Fahrt von Phonsavan nach Xam Neua war schon ein Erlebnis für sich. Wir verließen endgültig den üblichen Touristenpfad, was wir daran merkten, dass der Fahrer unseres Vans, der gerade Gepäck auf dem Dach festschnallte, ungläubig das Reiseziel formulierte, als wir uns seinem Wagen näherten. Doch wir nickten und er befestigte unser Gepäck auf dem Dach. Es würde zwar noch eine halbe Stunde bis zur Abfahrt dauern, aber wir sicherten uns schonmal zwei gute Ledersitze neben einander im Toyota Van, der auch in Südamerika in abgelegeneren Regionen als z.b. Trufi verwendet wird. Auch dort findet so eine Art Kampf und nonverbale Absprache statt wer die schlechtesten Plätze bekommt. In diesem Fall waren es zwei Jungs, die auf einem Plastikhocker im Gang platznahmen, da alle regulären Sitze schon voll waren. Wir hatten also alles richtig gemacht mit dem frühen sichern der Plätze, auf denen wir den gesamten Tag sitzen würden. Der Franzose Luc mit dem wir zum Terminal gefahren sind, hatte sich nach einer ganztägigen Fahrt auf einer Kiste mit Schmerzen auch am Folgetag diesmal auch einen guten Platz in seinem Van gesichert, und das sogar über eine Stunde vor Abfahrt. Wenig begeistert waren wir von den TikTok Videos in voller Lautstärke neben unserem Ohr, aber wir wollten uns auch nicht beim Plastikstuhlsitzenden beschweren, da er es insgesamt sicherlich schlechter hatte. Es stieg dann noch ein gelöcherter Umzugskarton unterwegs ein, der auf dem Dach platziert wurde und aus dem mehrfach ein Hahn rief. Tierquälerei fängt sicherlich vor diesem Umgang mit Geflügel an. Dann stieg noch ein Mann ein, der auf einem weiteren Hocker im Gang Platz nahm. Jetzt war es aber wirklich voll, oder? Im nächsten Ort wurden noch drei weitere Passagiere ins Auto gequetscht. Danach wurden allerdings weitere Wartende am Straßenrand abgelehnt. Auch so hatte die Fahrt natürlich nicht mehr so viel mit einer sicheren und bequemen für alle Passagiere zu tun. Aber die Stimmung war zunächst bei allen sehr positiv getreu dem Motto, dass es ein Erfolg war so viele Leute in den Wagen zu bekommen. Ich fand es eher körperlich und auch mental unbequem, saß aber auf einem halbwegs sicheren Platz und sogar angeschnallt mit einem Bauchgurt, daher konnte ich mich nur darüber beklagen, dass der Fahrer immer mal auf der diesmal etwas weniger holprigen Serpentinenstraße auf sein Smartphone schaute während der Fahrt. Natürlich platzte auch noch ein Reifen. Alle stiegen brav aus, einer riss Zweige von einem Strauch ab und nutzte sie als Ersatz für Warndreiecke. Ein paar Passagiere qualmten und entsorgten ihre Zigaretten ordnungsgemäß im Gras. Gut dass es Aufklärungsschilder für Chinesische und westliche Touristen gibt, auf denen vor rücksichtslosem Rauchen und dem Entsorgen von Müll in die Natur gewarnt wird. Vielleicht sollte man erstmal vor der eigenen Haustür kehren. Eine gute halbe Stunde später ging es dann auch schon weiter. Immerhin der Blick aus dem Fenster entschädigt für die Umstände. Kleine Holzhütten mit Dorfbewohnern vor grünen bewaldeten oder bewirtschafteten Hügeln über Reisfeldern, in denen im Schlick gearbeitet wird. Immer wieder leben Rinderfamilien auf der Straße. Mit Verlauf der Fahrt wirkten die Passagiere auf den schlechten Plätzen auch zunehmend griesgrämiger und angeschlagener. Bei der nächsten Pause stiegen zum Glück einige Passagiere aus. Eine Frau kotzte ins Gebüsch während alle anderen nur pinkelten. Bei der Mittagspause fuhr der Fahrer plötzlich ohne Erklärung, die wir mitbekamen, mit dem Auto samt unseres Gepäcks weg. Da keiner der Passagiere im Wagen war, war ich optimistisch, dass er wiederkommen würde. Verständlicherweise war Franzi aber besorgt, ob wir unser Gepäck wieder sehen würden. Nach etwa zwanzig Minuten kehrte er dann zurück und die Fahrt konnte weiter gehen. Ein junger Laote fand mich besonders spannend. Er wirkte etwas mehr in der Moderne angekommen als die anderen Fahrgäste. Das machte ich daran fest, dass er einen stylishen Haarstil hatte, Ringe und Kette trug, ein Nackenkissen benutzte und auch sonst einige Accessoires dabei hatte, die andere nicht dabei hatten. Außerdem war er recht extrovertiert und redete mit allen im Van. Als er einige Zeit eingequetscht im Gang neben mir saß, studierte er OneNote auf meinem Smartphone wie ich einen Blogartikel schrieb. Als ich dort ein paar Worte als wörtliche Zitate auf Englisch einbaute, las er sie laut vor, da er das im Gegensatz zum Deutschen verstehen konnte. Natürlich war es trotzdem sozial etwas merkwürdig für mich offensichtlich ausspioniert zu werden, da er ja nicht gefragt hatte, ob er mal gucken darf. Auch wurde noch ein mehr oder weniger heimliches Foto von uns gemacht. Ich hatte auch den Eindruck, dass man etwas sauer mit uns war, dass wir nicht auch mal den ungemütlichen Mittelplatz einnahmen, da dort immer mal gewechselt wurde. Aber da wir nicht mit den anderen sprachen bzw. Sprechen konnten, war es nur ein Thema in meinem Kopf. Als wir endlich angekommen waren, versuchte er sich noch mit seinem sehr gebrochenen Englisch etwas mit uns zu verständigen. Als ich ihm dann allerdings auch eine Frage stellte, war er wohl überfordert und stieg einfach wieder in den Van ein, während wir unsere Backpacks aufsetzten und bergab in den Ort Xam Neua im Talkessel spazierten. 

Unter anderem dieses schöne Sowjetdenkmal ziert das recht tote Zentrum der Provinzhauptstadt Xam Neua
Unter anderem dieses schöne Sowjetdenkmal ziert das recht tote Zentrum der Provinzhauptstadt Xam Neua

Unterwegs wurden wir irritiert und belustigt angeschaut. Offensichtlich waren wir hier exotische Besucher für die Bevölkerung. Nichts desto trotz gab es eine kleine Oase im Ort direkt neben der Unterkunft, in die wir eingecheckt waren. Im Yuni Café, das etwas Italienisch sein möchte, aßen wir Pizzatoasts und Spaghetti Bolognese, die man jeweils als solche erkennen konnte und vor allem für Franzi eine willkommene Abwechslung zu Reis oder Nudelsuppe waren. Am angenehmsten war aber, dass die freundlichen Bedienungen extrem bemüht waren uns zu verstehen und sogar verstanden, dass wir unsere eigenen Strohhalme nutzen wollen, statt neue Plastikstrohhalme zu nutzen. Das hatten wir zwei Tage zuvor noch ganz anders erlebt. Lustig war es als Franzi zu einem Filterkaffee Milch bestellte. Zunächst kam eine Tasse heiße, aufgeschäumte Milch. Sie wollte aber eigentlich etwas kalte Milch zum Kaffee. Auf Nachfrage wurden dann Eiswürfel zusätzlich zur Tasse aufgeschäumter, heißer Milch gebracht. Erst im vierten Anlauf mit zeigen auf das Porzellankännchen verstanden die Bedienungen, dass wir nur etwas kalte Milch aus dem Kühlschrank haben wollten.

Das Schöne war, dass wir alles mit einer etwas verwirrten aber positiven Einstellung besprechen konnten und zu einem zufriedenstellenden Ergebnis kamen. Auch zum Frühstück gibt es hier einige Kostbarkeiten. Extrem leckerer, lokaler Kaffee und Früchte mit Joghurt sind auch eine angenehme Abwechslung. Das Hotel war auch sehr spannend als wir ankamen. Es war komplett verlassen. Ich ging mit dem Gepäck hinters Haus und dort saßen an zwei Tischen ältere Menschen und spielten Karten. Es ging offensichtlich um Geld, da einige Scheine auf dem Tisch lagen. Unserem Verständnis nach ist Glücksspiel in Laos verboten, da sogar schonmal Touristen im Zug verhaftet worden waren, obwohl sie einfach nur Karten des Spaßes wegen gespielt hatten. Dementsprechend gibt es wohl eine richtige Untergrund- bzw. Hinterhofszene fürs Kartenspielen. Eine ältere Frau fühlte sich angesprochen als ich dort stand und zeigte uns ein schickes Doppelzimmer mit allem was man braucht. Weniger als die 6,50€ für ein Doppelzimmer haben wir vielleicht noch nie bezahlt. Den selben Preis gaben wir aber auch im beliebten Café nebenan für das Frühstück einer Person aus. Man kann also hier extrem günstig unterwegs sein, aber wenn man sich etwas gönnt, gerade wenn es etwas hochwertiges mit Deutschland vergleichbares ist, kann es auch mal etwas teurer werden. 

 

In Xam Neua, einer der Provinzhauptstädte in Laos, ist nicht viel los. Es gibt einige Denkmäler zu Ehren der Sowjetunion, die hier anscheinend das große Vorbild war, als die kommunistische Rebellion den heutigen (ich will nicht modernen) Staat Laos zu gründen versuchte. Hammer und Sichel, rote Flaggen und einen roten Stern kann man an einigen viel zu pompösen Denkmälern entdecken. In einem riesigen Gebäude gab es eine Touristeninformation mit englischsprachigem Mitarbeiter, die wirkte als würde sie nur für uns betrieben werden. Wir fanden heraus, dass wir am besten mit einem Taxi an unseren Zielort Vieng Xai kommen würden, das wir in einem Tagesausflug planten zu besuchen. Außerdem mussten wir feststellen, dass wir an unsere nächsten Ziele nur kommen würden, wenn wir einen Minivan über Nacht nehmen würden, der 12 Stunden von vier Uhr nachmittags bis vier Uhr morgens fahren würde. Das erschien gerade mir sehr unsicher, da mir die Fahrten am Tag schon nicht gut gefallen haben. Netterweise buchte uns der Mitarbeiter ein Taxi für den Ausflug für den nächsten Morgen. Den Rest des Tages verbrachte ich damit meine Wunden insbesondere meinen Fuß zu pflegen. Er war schon wieder dick geworden, da die ehemaligen Mückenstiche auf dem Fuß bereits seit einem Monat immer wieder aufgehen und teilweise dafür sorgen, dass der Fuß anschwillt und ich nicht mehr laufen kann. Das mildere Bergklima und weniger Bewegung helfen dem Fuß aber offenbar wo hingegen die lange Fahrt im Minivan mit wenig Bewegung und einer dauerhaften Sitzhaltung nicht gut für den Fuß waren. 

Unser Taxifahrer holte uns nach einem Frühstück im Yuni Café pünktlich ab. Auf der kurvigen Fahrt auf der hinteren Bank des Pick-Ups wurde mir wie erwartet etwas schlecht. Vor Ort am Besucherzentrum waren wir die einzigen Gäste. Ein sehr netter, englischsprachiger Mann bereitete einen Audioguide für uns vor und erklärte uns wie der Besuch ablaufen würde. Leider konnte er nicht unser Guide sein, da sein Bruder ihn im Reisfeld mit einem Werkzeug an der Hacke getroffen hatte und er daher seit ein paar Tagen so verletzt war, dass er nicht wirklich laufen konnte. Stattdessen trafen wir einen anderen ebenfalls englischsprachigen Guide an der ersten Höhle, zu der uns unser Fahrer hin fuhr. Der gut gekleidete Mann erzählte uns etwas über den Ort, an dem wir waren und führte uns in die erste Höhle hinein. In Vieng Xai war seit 1965 die Hauptstadt der kommunistischen Revolution bzw. Regierung von Laos, die von den Amerikanern dauerhaft attackiert wurde. Es herrschten enge Verbindungen nach Nordvietnam, das in einem bekannten Krieg gegen die Amerikaner kämpfte. Der Krieg in Laos hingegen blieb der Weltöffentlichkeit lange unbekannt, da wenig davon berichtet wurde. Tatsächlich bombardierten die Amerikaner aber acht Jahre lang das hügelige Land neben Vietnam, um ein kommunistisches Regime zu verhindern. Letztendlich gelang ihnen das nicht. Die Keimzelle in Vieng Xai zeigt aber wie hart im Nehmen die Laoten waren, die für ihre Interessen kämpften. Die acht Jahre, in denen die Bomben auf ganz Laos fielen, residierte das Politbüro, wie sich die Regierung nach sowjetischem Vorbild nannte, in über 480 Höhlen in und um Vieng Xai und organisierte von hier aus das Land so gut es ging. Man lebte hier nachts und konnte nur im Dunkeln den Aktivitäten des täglichen Lebens nachgehen. Es wurde zwar verhindert, dass Soldaten bis nach Vieng Xai vordrangen, aber es gab kein wirkliches Mittel gegen die Flugzeuge der Amerikaner, die ausspähten und täglich bombardierten. So konnte man nur nachts die Ernte einholen oder kochen, da man sonst entdeckt und getötet worden wäre. Und das ging acht Jahre lang so. Aber die Menschen bauten sich hier ein eigenes Leben auf und hatten für jede Funktion eine passende Höhle. Es gab eine Krankenhaushöhle, eine Bankhöhle und eine Schulhöhle. Außerdem hatte jedes Mitglied des Politbüros eine Höhle. In der Höhle des Präsidenten fanden regelmäßig die Versammlungen des Gremiums statt. Darüber hinaus hatte jede Höhle einen eigenen Luftschutzbunker falls die Amerikaner eine chemische Bombe abwarfen. Mit einer Sauerstoffpumpe, an der man selber drehen konnte, wurde frische Luft in den Bunker in der Höhle herein geholt, so dass man hier abwarten konnte bis der Angriff vorbei war. Sowohl der Audioguide als auch unser Guide erzählten uns spannende Geschichten teilweise von Zeitzeugen zu dem Thema, während wir durch die bebauten und ausgestatteten Höhlenräume gingen. Leider drängte uns unser Guide immer sehr wegen der Zeit, so dass man nur entweder ihm oder dem Audioguide zuhören konnte. Das war etwas schade, da beides spannend war. Nachdem wir mit unserem Fahrer bei der zweiten Höhle angekommen waren, trafen wir noch zwei jüngere Israelis, die mit einem eigenen Taxi aus Xam Neua angekommen waren und sich nun der Tour anschlossen. Nachdem wir die letzte Höhle besucht hatten, in der viele hunderte Menschen Platz hatten und Filmabende veranstaltet wurden, fuhren uns unsere Taxifahrer zu einem beliebten Indischen Restaurant, wo wir lange und ausgiebig speisten und uns über Gott und die Welt, vor allem Israel, unterhielten. 

Zunächst erkundete Franzi noch eine natürliche Höhle in der Nähe von Vieng Xay
Zunächst erkundete Franzi noch eine natürliche Höhle in der Nähe von Vieng Xay

Die beiden Atheisten sind nur Juden, weil ihre Eltern es waren. Spannend waren auch ihre Geschichten vom Militär, wo sie jeweils zwei Jahre bzw. mehr verbrachten. Daher ist es für sie mit 23 Jahren auch eine Budgetreise, da sie noch nie für viel Geld arbeiten konnten. Sie wollen zurück zuhause dann anfangen etwas zu studieren. Irgendwann wurde dann unser Taxifahrer nervös und wollte wieder losfahren, obwohl wir ihn für den ganzen Tag gebucht hatten. Einen Aussichtspunkt auf einem horizontal im Ortszentrum hochschießenden Karstberg bestiegen wir nicht, da es teilweise heftig regnete. Stattdessen wollten wir uns nun zu einem Wasserfall fahren lassen, der auf dem Rückweg auf der Strecke lag. So hatte es uns der Mann in der Touristeninformation auch vorgeschlagen. Plötzlich weigerte der Fahrer von uns sich aber und meinte, dass es jetzt zu spät sei, dabei war es gerade erst Nachmittag. Der nette Inder vom Restaurant, der sowohl Englisch als auch Laotisch sprach, vermittelte etwas zwischen uns und den beiden Taxifahrern, die sich dabei als Vater und Sohn herausstellten und dadurch, dass sie uns nicht von vorne herein in ein Auto für den Tag gesteckt hatten, einen ordentlichen Reibach erwirtschafteten. Umso weniger Verständnis hatten wir nun, dass sie ihre versprochene Leistung nicht mehr erfüllen wollten. Schließlich fuhr uns der Sohn alle vier weiter und der Vater zischte mit dem Taxi, mit dem die Israelis gekommen waren ab. Als wir dem Sohn sagten, dass wir zum Wasserfall wollen, sagte er aber plötzlich, dass das wegen der rutschigen Straße nicht ginge. Also war alles vorher besprochene wieder hinfällig.

Der Nam Neua Wasserfall
Der Nam Neua Wasserfall

Da wir auf Google Maps gesehen hatten wo der Wasserfall sich befinden musste, baten wir ihn also einfach uns an der Straße rauszulassen, so dass wir selber den Wasserfall suchen konnten. Er wiederholte auf seiner Übersetzungsapp auf dem Smartphone, dass es jetzt schon spät sei den Wasserfall zu besuchen, dabei hatten wir das Taxi noch mindestens zwei Stunden gebucht und es war auch noch lange nicht dunkel. Also probierten wir den Weg zu finden und mussten feststellen, dass der Weg schon nach ein paar Metern nicht weiter ging. Als wir zurück zur Straße kamen, war der Fahrer weg. Wir überlegten schon zurück zu Trampen und die Zeche zu prellen, aber er hatte der Israelitin geschrieben, dass er nur Hunger habe und gleich wiederkommt. Als er wieder da war baten wir ihn einen kleinen Umweg zu fahren, um schauen zu können, ob man den Wasserfall von einer Nebenstraße von unten besuchen kann. Er wehrte erst mehrfach ab und verlangte mehr Geld und erst als wir andeuteten, dass wir weniger bezahlen, wenn wir den Wasserfall nicht wie versprochen sehen würden, lenkte er ein und fuhr uns nicht nur zu der Stelle an der Straße, die wir als richtig vermuteten, sondern sogar auf einen Weg der perfekt zu einem Aussichtspunkt zum Wasserfall führte.

Ein Baugerüst aus Bambus in der Nähe des Wasserfalls
Ein Baugerüst aus Bambus in der Nähe des Wasserfalls

Es ist schon erstaunlich warum er so lange dagegen angekämpft hatte uns dort hin zu bringen, obwohl er die ganze Zeit wusste wo sich der Wasserfall befindet und uns das vorher aber nicht preis gegeben hat in der Hoffnung, dass wir aufgeben würden. Man muss in Laos wirklich kämpfen, wenn man das für sein Geld erhalten möchte was vorher vereinbart war. Er hatte auch mit den hohen Benzinpreisen argumentiert, dabei war der Umweg lediglich acht Kilometer und ein Liter Benzin kostet weniger als 1€. Wir hatten aber zu viert über 50€ an ihn und seinen Vater für den Tag bezahlt. Interessanterweise hörten wir später in Laos immer wieder das Benzin Argument auch für Fälle in denen es darum ging, dass jede Person einzeln für ein Taxi oder Tuk Tuk zahlen sollte, obwohl nicht mehr Strecke zurückgelegt werden würde. Aus unserer Sicht verstehen die Leute hier nicht wie hoch der Benzinverbrauch bei welcher Aktivität ihres Gefährts ist und wie teuer es sie kommt. Oder es wird als billiger Vorwand verwendet bzw. Als Totschlagargument. Der Wasserfall war übrigen sehr schön und beruhigend und es hat Spaß gebracht ihn über den Bach, den er verursacht, zu erreichen. 

Franzi überquert den Fluss, der vom Wasserfall gespeist wird.
Franzi überquert den Fluss, der vom Wasserfall gespeist wird.

Mit den Israelis gingen wir noch auf den Nachtmarkt und aßen einige angebratene Sachen von Ständen, die alle dieselbe Auslage hatten. Immerhin schmeckte das Essen besser als es aussah. Trotz Kopfschmerzen und Müdigkeit hatten wir noch eine anregende Diskussion über diverse Themen. Während die beiden am nächsten Tag weiter fuhren, waren wir noch unsicher, ob wir den Nachtbus nehmen würden oder doch nicht. Da es bedrohlich regnete und sogar einmal richtig heftig donnerte, bestärkte uns das im Gedanken Abstand zu nehmen von einer halbtägigen Tour im Minivan im Dunkeln, ohne Sicherheitsgurt, im überfüllten Bus mit einem Fahrer, der mehr aufs Handy guckt als aus dem Fenster und einem Wetter, das die sowieso schon schlechten Straßen auch schnell mal wegspülen kann. Der Bericht zu Nachtfahrten im Auswärtigen Amt liest sich wie so vielen anderes auf der Website katastrophal, aber diesmal ließ er uns tatsächlich davon überzeugen stattdessen in zwei sehr langen, unangenehmen Tagesfahrten den Weg nach Luang Prabang anzutreten. 

Für fast 3€, also viel zu teuer, fuhr uns ein Taxi den Berg hoch zum Busbahnhof. Dort sicherten wir uns wie schon gewohnt die besten Plätze im Minivan bevor dieser abfuhr. Eine alte Frau beanspruchte ausgerechnet unsere Plätze für sich, doch Franzi konnte sie verteidigen, obwohl sich die alte Frau trotz sonst leerem Bus schon auf Franzi draufgesetzt hatte. Der Minivan war wie üblich viel zu voll gestopft und insgesamt fuhren wir acht Stunden auf kurvigen Straßen voller Schlaglöcher zurück nach Phonsavan. Da wir keine Anschnaller hatten, mussten wir uns regelmäßig am Vordersitz festhalten und Franzi schaffte es nicht mal ihre Serie zu gucken, da es so rutschig war und man schauen musste, dass einem nicht übel wurde. Der Fahrer fuhr teilweise minutenlang mit Smartphone in einer Hand und manchmal einem klassischen Handy in der anderen Hand auf der schlechten Piste, ohne eine Hand am Steuer zu haben. Wenn wir Laotisch sprechen würden, hätten wir etwas gesagt. Er schien ständig etwas zu organisieren, während seine Freundin auf dem Beifahrersitz nur auf Facebook surfte, ohne ihn zu unterstützen. Schon alleine für ihre eigene Sicherheit hätte es Sinn ergeben ihren Freund zu unterstützen. Immerhin schien er weder betrunken noch übermüdet zu sein. Zwei ältere Damen hatten sich in der Mittagspause Smoothies im Plastikbecher mit Plastiktüte drum herum besorgt und warfen diese fröhlich aus dem Fenster während der Fahrt, als die Getränke leer waren. Auf den Schildern für Touristen wird immer gezeigt, wie schlimm es für die Laoten ist, wenn die Touristen ihren Müll aus dem Fenster fahrender Autos werfen. Es ist schon provokant dieses Schild zu sehen, wenn man Gast in diesem Land ist, wo die Menschen ihre eigene Natur wegen mangelnder Bildung so mit Füßen treten wie es eigene Laoten tun, während wir versuchen jedes Gramm Plastik zu verhindern, was uns auch nicht immer gelingt, da kein Verständnis für das Thema Plastik einsparen da ist. Wir waren am Ende wieder die Buhmänner, als wir drei Kilometer vor dem Terminal aussteigen wollten, um uns über fünf Euro für das Tuk Tuk für die Strecke zurück zu sparen. Immerhin wurde es trotz Regen nach einigem Überlegen gestattet und wir kehrten nochmal für eine Nacht bei Kong in Phonsavan ein, wo wir die einzigen Gäste waren. Auch beim Inder nebenan waren wir die einzigen Gäste und der Besitzer kochte sogar nur für uns und die Israelis, die wir hier wieder trafen, etwas obwohl er eigentlich wegen mangelnder Nachfrage geschlossen hatte. Hier konnten wir ihnen in alter Phonsavan Tradition auch noch Wizard beibringen. 

Die Fahrt von Phonsavan nach Luang Prabang lief für uns insgesamt ganz gut. Uns wurden die guten Plätze zugewiesen, die diesmal sogar Anschnaller hatten, und der Fahrer guckte nicht aufs Handy während der Fahrt. Andere im Van saßen stundenlang auf einem Hocker im Gang und einer hatte sogar noch einen erwachsenen Mann auf seinem Schoß sitzen. Warum setzt an hier nicht einfach mehr Busse ein auf diesen Strecken? Tatsächlich konnten unsere Israelischen Freunde nicht mitfahren, da der Bus bereits ausgebucht war. So fuhren sie stattdessen nach Vang Vieng und erst am nächsten Tag mit dem Zug nach Luang Prabang. Es ist schon erstaunlich wie schlecht diese Hauptstraße in Laos ist. An mehreren Stellen fuhren wir gefühlt mit 0 km/h, da das Auto tief in ein Schlagloch hinein sank. Auch war an einer Stelle die erdige Straße sehr aufgeweicht vom Regen, aber wir verloren zum Glück nicht die Kontrolle über die Räder. Es kommen immer wieder Trucks und Truckkolonnen von Vietnamesischen und Chinesischen LKW Fahrern entgegen, die nur sehr langsam vorankommen oder sehr gefährlich schnell den Berg hinab schießen und laut hupen, da sie nicht viel Rücksicht nehmen (können). Schön sind die grünen Berge und die Reisfelder am Straßenrand, auf denen Menschen mit dreieckigen Strohhüten als Sonnen- und Regenschutz arbeiten und über den Knöchel hinaus im Schlamm stehen. Manche pflügen ihr Land mit einem Wasserbüffel. Viele der Holzhütten mit Bewohnern entlang des Weges haben Hühner, die im Sand picken und panisch vor Autos fliehen. Teilweise duschen die Leute an einer Wasserstelle auf der Straße. Kinder sieht man den ganzen Tag wie sie alleine herumlaufen. Gehen sie auch manchmal zur Schule? Es gibt viel zu entdecken während der Fahrt, aber nicht immer war ich in einem Zustand, in dem ich es genießen konnte. Nach der Mittagspause konnten wir immerhin unsere Sitzplätze entgegen der Anweisung des Fahrers behalten, der uns ohne ersichtlichen Grund umsetzen wollte. Sehr fertig kamen wir in Luang Prabang an und dort kam es dann leider zu einer Eskalation. 

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