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Wo der Pfeffer wächst

Kampot

geschrieben von Timo

Wir sind dahin gefahren, wo der Pfeffer wächst- und zwar der richtig gute und berühmte Pfeffer. Wir wurden aber nicht hierher verbannt, sondern wollten uns ansehen wie diese berühmte Würzpflanze wächst und weiterverarbeitet wird. Desweiteren war die Stadt Kampot in der gleichnamigen Provinz ein angenehmer Entspannungsort nach den größeren Städten Siem Reap und Phnom Penh, in der wir in etwas ungewollt zum ersten Mal seit langem in einem Backpackerhostel gelandet sind. 

Eine Durian in der Mitte des zentralen Kreisverkehrs
Eine Durian in der Mitte des zentralen Kreisverkehrs

Das erste was uns auffiel in Kampot war der große Kreisverkehr in der kleinen Stadt, auf dem eine übergroße Durian Frucht thront. Das war schonmal ganz witzig. In unserem Hostel war dann beim Einchecken richtig Betrieb an der Rezeption. Das waren wir so gar nicht mehr gewohnt. Lauter Reisende hockten auf dem Boden vor dem Tresen herum und wir mussten einige Zeit warten bis wir sehr sympathisch in Empfang genommen wurden. Wir hatten ein Privatzimmer in einem Nebengebäude des Haupthauses, in dem auf dem Dach das Restaurant und die Bar ist. Schon bei der Rezeption standen hunderte Angebote was man alles in Kampot machen kann und auch in einer Mappe im Zimmer stand einiges, so dass Franzi nach einer Dusche im Bett die Möglichkeiten in Kampot studierte. An diesem Abend machten wir aber nicht mehr viel außerhalb des Zimmers. Stattdessen schauten wir auf Franzis Wunsch hin endlich Lara Croft: Tomb Raider mit Angelina Jolie, bei dem sie sich durch den Dschungel und die Khmer Ruinen Kambodschas kämpft.  

Inklusiv bestellen für Kellner mit Behinderung: Dieser Zettel musste ausgefüllt werden und war genauso aufgebaut wie das Menü.
Inklusiv bestellen für Kellner mit Behinderung: Dieser Zettel musste ausgefüllt werden und war genauso aufgebaut wie das Menü.

Am ersten ganzen Tag in Kampot fuhren wir morgens direkt mit einem Remork, das wir über Grab gerufen hatten, in die Innenstadt des kleinen Ortes und genauer gesagt ins Epic Arts Café. Dieser tolle Ort hilft Kambodschanern mit Behinderung im Leben, wie wir durch die Begrüßung des taubstummen Mannes feststellen und durch Hinweistafeln endgültig verstehen konnten. Die Kommunikation mit dem Kellner funktionierte super. Ich hatte schon riesigen Hunger und konnte ihm klarmachen, dass ich schonmal einen großen Keks mit Schokoraspeln und einen Kaffee brauche, während Franzi noch das Frühstücksmenü studierte. Daraufhin saßen wir viele Stunden im offenen Café und sahen wir es immer weiter regnete. Einige Stunden nach dem Frühstück bestellten wir auch ein Mittagessen und in der Zwischenzeit hatten wir einiges über Vietnam gelesen und für den Süden festgestellt welche Ziele wir ansteuern wollten und auch eine große Anzahl möglicher Ziele gestrichen.

Stadtspaziergang im Regen
Stadtspaziergang im Regen

Wir planen ein 45 Tage Aufenthalt an der Grenze zu erhalten und Vietnam ist erneut so ein großes und vielseitiges Land, dass man nicht alles besuchen werden kann und wir wollen uns natürlich bewusst für die Ziele entscheiden und nicht am Ende im spannenden Norden keine Zeit mehr haben. Der Regen hörte zwar nicht auf, aber als wir nicht mehr sitzen konnten und schon fünfzig Dollar im Café konsumiert hatten, beschlossen wir ein wenig die historische Altstadt von Kampot zu besuchen. Es sollte schöne, Französische Kolonialarchitektur geben, aber alles was wir sahen, was nicht besonders interessant. Schön fanden wir nur die große Flusspromenade mit dem Sandstrand, auf dem wir noch etwas spazierten ehe wir den kompletten Weg zurück ins Hostel zu Fuß absolviert hatten.  

Die alte Brücke ist wohl nicht mehr so stabil, daher dürfen nur Mopeds über sie fahren.
Die alte Brücke ist wohl nicht mehr so stabil, daher dürfen nur Mopeds über sie fahren.

Einen weiteren Tag verbrachten wir nur in der Unterkunft. Die Dachterrasse war sehr schön und hatte einen Blick bis zum fernen Bokor Nationalpark, der sich durch große, bewaldete Berge auszeichnet. Das Essen war okay, nur leider quarzten viele der Gäste hier oben. Wir konnten hier erneut die ein oder andere Partie Schach spielen. Erneut verlor ich eine Partie, so dass man langsam nicht mehr von Zufall sprechen kann. Ich verlor sie sogar, obwohl wir kaum noch Figuren hatten und es nach einem Remis aussah. Beim Tischtennis mit komischen Noppenschlägern, die aber ein wenig Effet erzeugen konnten, sah ich wesentlich besser aus. Auch im Swimming Pool waren wir ein paar Mal, auch wenn man oft von allen Seiten nass wurde wegen des Regens. Eine Errungenschaft des Aufenthaltes war sicherlich auch den langen Siem Reap Blogartikel hier fertigzustellen. 

Beine hoch und ab durch den Schlamm hieß es für unseren souveränen Remorkfahrer.
Beine hoch und ab durch den Schlamm hieß es für unseren souveränen Remorkfahrer.

Am letzten Tag machten wir nach einigem hin- und herüberlegen und verhandeln dann endlich die Tour mit einem Remork Fahrer zu La Plantation, einem französischsprachigen Bauernhof, der unter anderem den ausgezeichneten Kampot Pfeffer anbaut und für seine Touren über die Plantage berühmt ist. Ich hatte mir vorher vorgestellt, dass man hier ähnlich wie beim Reisanbau bei Luang Prabang selber Pfeffer pflanzen darf, aber das wäre wohl etwas zu kompliziert gewesen, da neue Ranken erstmal zwei Jahre wachsen müssen. Der Remorkfahrer hatte es nicht einfach. Insbesondere ein Abschnitt des unbefestigten Straße glich einer großen Schlammpfütze über mehrere hundert Meter und erinnerte uns an die wilde Autofahrt zurück nach Rurrenabaque aus der Pampa. Mit den sechs Rädern waren wir aber recht stabil und der Fahrer machte seine Beine nach oben, damit seine Hose nicht komplett verdreckte. Ursprünglich kommt der Pfeffer wohl aus Kerala in Indien, aber in Kampot sind wegen der guten Bodenverhältnisse und dem salzigen Wind vom nahen Meer die optimalen Verhältnisse, um die Pflanze wachsen zu lassen. 

Ich in der Kampotpfeffer Plantage
Ich in der Kampotpfeffer Plantage

Wir konnten sehen wie der Kampot Pfeffer, der aus kleinen, grünen Körnern an einem langen Strang besteht, sowie der Langkornpfeffer wächst. Nach ein paar hübschen Fotos in der Plantage ging es zurück zum offenen Haupthaus zur Pfefferprobe. Uns wurde noch erzählt, dass die Anlage große Probleme mit Termiten hat, die die Holzpfähle aufessen, an denen die Pfefferpflanze wächst. Außerdem sahen wir wie eine unserer Lieblingsfrüchte, die Maracuja, gezüchtet wird. Bei der Pfefferprobe musste Franzi stark sein, da manche der Pfeffervarianten sehr scharf waren. Sie schaffte es aber ohne Milchglas. Auf einem Zettel konnte man ankreuzen welche Pfeffervarianten einem gut gefallen, ähnlich wie bei einer Weinprobe, und danach konnte man sie im Shop kaufen. Die Tour durch die Plantage selber war sogar kostenlos genauso wie die Probe. Anscheinend sind die Leute hier sehr überzeugt von ihrem Pfeffer. Wir kauften uns eine sehr teure Kugel Vanilleeis mit rotem Kampotpfeffer. Das Vanilleeis war sehr lecker und der Pfeffer eigentlich auch, aber die Mischung war nicht so ergiebig, wie ich fand. 

Franzi füllt mit brennendem Mund aus, welchen Pfeffer sie am liebsten mochte.
Franzi füllt mit brennendem Mund aus, welchen Pfeffer sie am liebsten mochte.

Abends stand in unserer Unterkunft noch das Pubquiz an. Wir waren in Übung, da wir ja erst ein paar Tage zuvor am Pubquiz teilgenommen hatten. Das Restaurant war schon gut besucht und daher nahmen wir das Angebot eines siebzigjährigen Amerikaners an uns zu ihm zu setzen. Er erfüllte die aus meiner Sicht mehr oder weniger obligatorische Quote von skurrilen, alten Männern in Hosteln, die auch bei einem unserer letzten Erfahrungen in die Richtung von einem glatzköpfigen, alten Amerikaner eingenommen worden war. Dieses Beispiel hatte leider eine Nervenkrankheit, die ich ihm aber nicht ansehen konnte, und erzählte uns von seinem mehrwöchigen Kokstrips, die er in Mittelamerika hatte sowie einigen LSD Erlebnissen. Außerdem berichtete er uns sehr gelassen und amüsiert davon wie er alle Arten von Hunden für die Polizei trainierte, die Leute aufspüren oder verfolgen sollten, während er seine Joint genoss. Da er sich bei einem seiner Kokstrips in Mittelamerika mit seiner Frau überworfen hatte, war er nach Asien geflüchtet und hat seine Identität verändert- das übliche eben. Als sein Bier leer war ging er bevor das Quiz begann und wir schlossen uns mit einem Kanadischen Pärchen und einer Niederländerin zusammen, um diesmal nicht letzter zu werden beim Quiz. Es war recht unterhaltsam und wir wurden auch nicht letzte. Die Gewinner hatten alle Antworten gegoogelt und bekamen dafür Freibier- herzlichen Glückwünsch nochmal an dieser Stelle. Ich war aber sowieso nicht so auf das Freibier aus, sondern genoss es mal wieder trotz leichter Kopfschmerzen von anderen Reisenden und jungen Leuten aus deren Leben zu erfahren.  

 

Dann war unser kurzweiliger Aufenthalt in dem Backpackerhostel auch schon wieder vorbei und unser Kambodscha Visum restlos aufgebraucht. Daher ging es weiter ins nächste spannende Reiseland und zwar ins Nahe Vietnam. 

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